Jetzt hat der SC Preußen Münster die Trainerdiskussion

Jetzt hat der SC Preußen Münster die Trainerdiskussion

24. November 2019 3 Von Carsten Schulte

Über Wochen passte öffentlich kein Blatt Papier zwischen Klubführung und Trainer. Welche Ergebnisse auch immer der SC Preußen Münster einfuhr: Über den Trainer diskutierte niemand.

Im Umfeld und im Stadion klang das zuletzt schon anders. Da wurden auch schon „Trainer raus“-Rufe laut. Und wer es wagt, sich auf Facebook umzutun, schaut längst in noch tiefere Niveaulosigkeiten.

Die Westfälischen Nachrichten eröffneten aber nach dem Spiel in Zwickau die Trainerdiskussion auch offiziell. „Normalerweise wird es für Trainer Sven Hübscher jetzt eng“, schrieb Thomas Rellmann im Spielbericht. „Ob Trainer Sven Hübscher nun die Hauptschuld daran trägt oder nicht – die Diskussion um seine Person ist nach diesem Minusauftritt neu entbrannt.“ Und stellt im Kommentar die Frage. „Muss Trainer Sven Hübscher die Konsequenzen tragen?“

Und die „Bild“ befeuerte das weiter mit dem Namen Maik Walpurgis. Der Name „kursiere“ bereits, heißt es. Was er allerdings seit einigen Jahren immer tut, wenn es in Münster Herbst wird und die Trainer entlassen werden …

Dabei ist die Trainerfrage im Grunde ja nur der eine Teil. Denn verantwortlich für den Kader ist nicht der Trainer, sondern der Sport-Geschäftsführer Malte Metzelder. An beide kann man Fragen stellen.

Der Trainer setzt ungeachtet ausbleibender Ergebnisse weiter auf spielerische Lösungen, will nicht „lang und weit“ sehen. So geht der SCP gelegentlich in Schönheit unter, bekommt zwar Lob vom Gegner und die obligatorischen Aufmunterungen („Spielt nicht wie ein Kellerkind“), aber die Ergebnisse bleiben eben aus.

Ein Team, das zwölf Spiele in Folge nicht gewinnt (und das nach gerade mal 16 Spieltagen), zwischendurch auch noch im Westfalenpokal auscheidet, macht definitiv eine Menge falsch. Und bisher hat weder die oft bemühte Arbeit im Training irgendetwas daran geändert noch sonst eine Maßnahme. Keine spürbare, kleinere oder größere Änderung hat bisher eine nachhaltige Wende herbeigeführt, sondern nur wieder zu neuen, einfach unverständlichen Leistungen geführt. Was gegen Braunschweig Anlass zu Hoffnung gab, wischte das Team in Zwickau einfach weg. Statt weniger Gegentore kassierte das Team sogar die meisten der Saison (also gleichauf mit dem desaströsen Auftritt gegen Bayern II).

Das ist der Sport. Auf der anderen Seite ist die aktuelle Mannschaft eben eine, die Malte Metzelder vor allem zusammengestellt hat oder mindestens als Sport-Chef zu verantworten hat. Dass im Kader jetzt die Spielertypen wie Menig, Rühle oder Klingenburg fehlen, wurde schon vor Saisonbeginn als Problem formuliert. Insgesamt wirkt der SCP oft wehrlos, schlichtweg zu brav, um gegen rustikale und robuste Teams zu bestehen. Anders ist das ja nicht zu erklären, wenn selbst der Trainer (nicht nur) nach dem Zwickau-Spiel auf die Körperlichkeit und Präsenz des Gegners hinweist und eben das bei seiner Mannschaft bemängelt. Es muss also etwas dran sein.

Allerdings gehört zur Wahrheit auch, dass Malte Metzelder schon Anfang 2019 während der Mitgliederversammlung den jetzt eingeschlagenen Weg ganz deutlich angekündigt hatte. Die Ausgliederung förderte Belastungen zutage, die so nicht erwartet waren und die den SC Preußen eben erheblich belasteten. Vieles davon ist nicht irgendjemandes „Schuld“, sondern manchmal einfach einem anderen Vorgehen oder Rahmenbedingungen geschuldet. Das Ergebnis ändert es nicht. Der SCP musste seinen Spieler-Etat noch einmal leicht senken – aber eigentlich müsste es möglich sein, mit den vorhandenen Mitteln mehr rauszuholen. Andere Klubs haben es über Jahre immer wieder vorgemacht.

Wahr ist auch: Der SC Preußen verfügt über Qualität im Team, aber eben nicht in der Breite, sondern eher punktuell. Als Mannschaft schafft es die Elf nicht, Spiele zu gewinnen. Ist das eine Systemfrage? Eine Frage der Qualität insgesamt?

Wie fast befürchtet, hat sich am Sonntagnachmittag die Lage für den SCP verschärft. Kaiserslautern siegte mit 2:0 gegen Rostock. Damit liegt der SCP jetzt mit sechs Punkten hinter Platz 16, sieben hinter Platz 15, acht hinter Platz 14. Anders formuliert: Die Abstiegsplätze sind für die kommenden Wochen zementiert – zumal Münsters Heimstärke sich pulverisiert hat. Schlimmstenfalls liegt der SCP im Winter noch weiter zurück. Es gibt wenig Anlässe, dieses Szenario auszuschließen, denn die anderen Klubs punkten schlichtweg besser. Und ehrlich: Die Perspektiven für den eben erwähnten 1. FC Kaiserslautern im Winter sind erheblich andere als die für den SCP.

Der muss sich zudem ernsthaft fragen, ob er sich eine Trainerentlassung überhaupt leisten könnte. Nach dem Spiel gegen den Chemnitzer FC (3:3) hatte Aufsichtsratschef Frank Westermann noch zu diesem Thema gesagt: „Da sich die Frage nach einer Trainerentlassung nicht stellt, ist die Frage nach dem Geld überflüssig.“ Ob diese Aussage heute noch Bestand hätte? Fakt ist, dass der Etat keine zusätzlichen Ausgaben hergibt, ganz einfach. Und Ausgaben ohne zusätzliche Einnahmen bringen den DFB bei der obligatorischen (Nach-)Prüfung der Zahlen regelmäßig in Rage. Anders formuliert: Dann gibt’s finanzielle Strafen obendrauf.

Am Montag soll es angeblich eine Gremiensitzung geben – eher dürfte es ein Gespräch im kleinen Kreis sein. Eine Runde mit allen Teilnehmern ist eigentlich nicht angesetzt. So oder so wird das Thema Sport jetzt auf der Tagesordnung stehen. Ausgang offen.